Le Corbusier war einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, dessen neue Ideen auch Kontroversen auslösten und teilweise bis heute umstritten sind. Seine damals visionären Bauten gehören nun zum Weltkulturerbe.

Le Corbusier
Die Unité d’Habitation als Lösung für eine massenhafte Wiederholung an vielen Orten. (Foto: © Stephane Herbert, Paris, www.globevision.org)

Der Einsatz von Stahlbeton und Fertigteilen war der Schritt zu einer völlig neuen, vormals nicht möglichen Architektur. Le Corbusier nahm sich für die Gebäudegestaltung die reine Funktionalität der Maschine zum Vorbild und legte damit den Rahmen des "Brutalismus" (abgeleitet von "béton brut" – "roher Beton") fest. Die Unité d’Habitation (französisch für Wohneinheit) war Mitte des 20. Jahrhunderts ein moderner Wohnhaustyp und Vorläufer der Plattenbauten. Den Kern der Idee stellte Le Corbusier bereits 1925 in Paris vor: einen Gebäudeentwurf als ideale Lösung für eine massenhafte Wiederholung an vielen Orten. Durch standardisierte Serienproduktion wollte Le Corbusier ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit erreichen. Diese Effizienz und die weite Verbreitung sollten der breiten Bevölkerung einen erhöhten Wohnkomfort ermöglichen. 1952 wurde in Marseille nach sechs Jahren Planung und Bauen die erste Unité d’Habitation fertiggestellt. Der Skelettbau aus Stahlbeton besitzt 18 Geschoße, wobei sich anstelle des Erdgeschoßes ein Freigeschoß mit Stützen befindet, die das Gebäude tragen. Die 337 Appartements sind als Maisonettewohnung jeweils zweigeschoßig ausgebildet: in einem Geschoß die ganze Stockwerksbreite einnehmend, im anderen knapp die Hälfte. Die Zeilenbauten sind jeweils in Nord-Süd-Richtung angelegt, um beiden Seiten eine angemessene Besonnung zu ermöglichen. Die Dachterrasse bietet einen Blick über Marseille, das Meer und auf die umliegenden Berge. Um den menschlichen Anforderungen zu entsprechen, integrierte Le Corbusier verschiedene Einrichtungen des täglichen Bedarfs (verschiedene Geschäfte, ein kleines Hotel, eine Wäscherei, ein Kindergarten, ein Freilufttheater und eine Sporthalle). Von diesem Haustyp wurden in den folgenden Jahren vier weitere Ausführungen an verschiedenen Orten in Frankreich, aber auch in Deutschland realisiert. Diese Projekte sollten den Wohnungsmangel nach dem Zweiten Weltkrieg lindern.

Im Juli 2016 wurden 17 Bauwerke und Anlagen aus Argentinien, Belgien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan und der Schweiz als Weltkulturerbe ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, die Werke Le Corbusiers zeugten von "der Erfindung einer neuen Architektursprache, die mit der Vergangenheit bricht".

In die Welterbeliste werden nur Stätten aufgenommen, die nach Meinung des Welterbekomitees herausragende universelle Bedeutung aus historischen, künstlerischen oder wissenschaftlichen Gründen haben. Die Güter stellen ein hervorragendes Beispiel eines Typus von Gebäuden, architektonischen oder technologischen Ensembles oder Landschaften dar, die einen oder mehrere bedeutsame Abschnitte der Geschichte der Menschheit versinnbildlichen.