Für die Zement- bzw. Betonindustrie stellt die Decarbonisierung die größte Herausforderung in den letzten Jahrzehnten dar. Dieses Ziel soll in unterschiedlichen Schritten bis zum Jahr 2050 erreicht werden.
Ein wichtiger Meilenstein hierfür ist die Ermittlung des Potentials der Carbonatisierung (Aufnahmepotential von CO2) von aufbereitetem Recyclingmaterial. In Österreich sind die Erfahrungen, Umsetzungsmöglichkeiten und das tatsächlich erreichbare CO2-Aufnahmepotential von aufbereitetem Betonmaterial und die möglichen Auswirkungen auf die Produkteigenschaften (bei anschließender Verwendung des carbonatisierten Materials) nicht vorhanden und sollen in diesem Forschungsprojekt erarbeitet werden.
Durch die Forschungsarbeit soll es möglich sein, die Carbonatisierungstiefe bzw. das CO2-Aufnahmepotential von aufbereitetem Betonbruch unter natürlicher Behandlung und forcierter Einwirkung zu quantifizieren und so eine Bilanzierung von zementgebundenen Baustoffen in Österreich zu ermöglichen. Darüber hinaus soll der Einfluss des Einsatzes von carbonatisierten Recyclingbaustoffen auf Produkteigenschaften und Dauerhaftigkeit der Betonerzeugnisse ermittelt und dadurch mögliche Einsatzpotentiale und Grenzen aufgezeigt werden. Dadurch kann durch das gegenständliche Projekt ein erheblicher Beitrag zur CO2-Minderung durch mineralische Baustoffe geleistet werden.
Zur Ermittlung des natürlichen CO2-Aufnahmepotenzials werden ca. 300 Tonnen Betonbruch unterschiedlicher Fraktionen in 16 Schüttungen über vier Jahre Projektlaufzeit gelagert, regelmäßig belüftet, beprobt und untersucht. Dazu wurde im Zementwerk Wopfing eine Bypass-Anlage mit einem Begasungsreaktor am Wärmetauscher konzipiert und errichtet, der CO2-haltigen Abgasstrom direkt aus dem Kamin abzieht. Die carbonatisierten bzw. CO2-gesättigten Fraktionen werden anschließend in Zementen als Betonfeinanteil und in Betonen als Gesteinskörnung eingesetzt und die Eigenschaften der Produkte untersucht.
Der erste Abschnitt des Forschungsprojekt hat im Jahr 2023 stattgefunden (Infos gibt es hier). Der zweite Abschnitt ist bis 31.3.2025 gelaufen. Noch bis Ende 2026 wird an dem Projekt geforscht.
