Beim klassischen Betonbau scheiden sich die Geister: Was bei vielen als hässlich gilt, wird von anderen bewundert. Eine Ausstellung im Architekturzentrum Wien (AzW) zeigt ab 3.5.2018 diese wiederentdeckte Betonarchitektur.

AzW SOS Brutalismus
© Bild: Archiv Karl Schwanzer Wien/AzW, Sammlung, Foto: Friedrich Achleitner

Der Einsatz von Stahlbeton und Fertigteilen war der Schritt zu einer völlig neuen, vormals nicht möglichen Architektur. Architekt Le Corbusier legte mit seiner rein funktionalen Gebäudegestaltung den Rahmen des Brutalismus (abgeleitet von "béton brut" – "roher Beton") fest. Über viele Jahrzehnte wurden die Bauten des Brutalismus als Bausünden verunglimpft, dem Verfall preisgegeben oder abgerissen. Die aus der globalen Plattform www.SOSBrutalism.org hervorgegangene Ausstellung "SOS Brutalismus" bietet erstmals eine weltweite Zusammenschau von Sichtbetonbauten, die zwischen 1953 und 1979 auf allen Kontinenten entstanden. Die Ausstellung zeigt auch zehn Highlights des österreichischen Brutalismus.

AzW SOS Brutalismus Osterkirche Oberwart
Die Osterkirche in Oberwart ist ein Highlight des österreichischen Brutalismus. (Foto: © Achleitner Archiv, Wien, Fotos Friedrich Achleitner)

Welche architektonische und gesellschaftliche Relevanz haben diese Bauwerke? Sind sie erhaltenswert? Wie kann diese Architekturströmung überhaupt definiert werden? Diesen und anderen Fragen geht die Ausstellung nach und behandelt mögliche Strategien der denkmalgerechten Sanierung. Ungewöhnlich große Modelle aus Karton und 25 skulpturale Betonmodelle machen in der Ausstellung die Faszination und die Qualitäten der brutalistischen Architektur nachvollziehbar. Die umfangreiche Sammlung des Architekturzentrum Wien erlaubt es, im extra für Wien erweiterten Österreich-Schwerpunkt aus dem Vollen zu schöpfen und großartiges Originalmaterial wie Modelle, Fotos, Skizzen und Pläne zeigen zu können.

Die Ausstellung "SOS Brutalismus - Rettet die Betonmonster!" ist von 3.5. bis 6.8.2018 täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr im Architekturzentrum Wien zu sehen. Infos unter www.azw.at.

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