"Der Wettbewerb erfolgt nicht bei der Preisbildung allein, sondern ganz wesentlich auch durch Innovation. Nützliche Neuerungen sollten nicht lange auf die Zulassung in die Praxis warten müssen", zitieren wir Prof. Dr. Hermann Sommer, ehemaliger Leiter des Forschungsinstitutes der VÖZ (VÖZfi).
Prof. Dr. Hermann Sommer weiter in einem Kommentar in der Zeitschrift beton [11/2017], Verlag Bau+Technik: "Die Betonstraßenbauweise war in Österreich erfolgreich, weil die Straßenverwaltung (mit Unterstützung der Forschungsgesellschaft und Billigung der politisch Verantwortlichen) die Anwendung neuer Entwicklungen vielfach zuließ, ja sogar verlangte, bevor noch der Forschungsbericht gedruckt und von einer Vorschrift die Rede war, und die Bauwirtschaft mitmachte, anbot und in neue Geräte investierte!
Vertrauen zum Forscher, Mut und Risikobereitschaft aller Beteiligten machten es z.B. möglich, das umwelt- und kostenschonende Recycling der alten Betondecke zu neuem Beton und den lärmarmen Waschbeton bei der Erneuerung der Autobahn Salzburg–Wien von Anfang 1991 an einzusetzen. Neben den größeren Entwicklungen sollte man die vielen kleinen Verbesserungen nicht vergessen, zu denen die Bauführung immer wieder Anregung bietet. Auch sie tragen zu besseren Straßen bei und lassen sich in Zusammenarbeit von Verwaltung und Bauunternehmung meist schnell umsetzen.
Bei richtiger Ausführung halten Betonfahrbahnen rund 40 Jahre. Foto: © Lafarge Zementwerke GmbH |
Der Klimawandel mit seinen heißen Sommern ist ein Argument für Beton, führt aber auch zu größeren Temperaturgradienten über die Deckendicke und zu zeitweise stärkerem Aufwölben der Betonplatten. Die weiter zunehmende Frachtdichte wird eine effizientere Nutzung der Straße zur Folge haben: durch Lkw-Züge mit mehr Achsen oder Garnituren mehrerer knapp hintereinander fahrender Lkw, die der Lenker des ersten Fahrzeugs steuert. Der Fahrstreifen wird mehr Radlasten ertragen müssen als bisher möglich. Diese größeren Beanspruchungen kann eine dickere Decke leicht ertragen. Der erforderliche Dickenzuschlag lässt sich nach Modellrechnungen derzeit nur ungefähr abschätzen. Aber Warten oder Knausern wäre falsch! Die neuen Betondecken sollten ja wieder ähnlich lang halten wie die alten, die wir nach meist 40 Jahren Dienst im Recycling erneuerten. Dickere Decken hielten in der Vergangenheit immer länger als dünnere und kosteten weniger Erhaltung, während gelegentliches kleinliches Sparen sich stets bald als teuer erwies."
Hier bieten wir Ihnen den vollständigen Artikel "Von den 1950er Jahren bis heute - Die Entwicklung des Betonstraßenbaus in Österreich" von Prof. Dr. Hermann Sommer, erschienen in der Zeitschrift beton [11/2017], Verlag Bau+Technik, zum Download:
Von den 1950er Jahren bis heute - Die Entwicklung des Betonstraßenbaus in Österreich1.17 MB