Der Mies van der Rohe Award ist der wichtigste europäische Preis für zeitgenössische Architektur und wurde 2017 an ein saniertes Wohnhochhaus aus Beton verliehen. Eine Ausstellung der prämierten und nominierten Projekte ist derzeit im Architekturzentrum Wien (Az W) zu sehen.

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Prämiertes Wohnhochhaus aus Beton Foto: © Marcel van der Burg

Waren es in den letzten Jahren vor allem spektakuläre Kulturbauten wie die französische Nationalbibliothek, das Kunsthaus Bregenz, das Neue Opernhaus in Oslo oder das Konzerthaus Harpa in Reykjavik, die die Jury überzeugten, lag der Fokus 2017 auf innovativen Wohnbauten. Der mit 80.000 Euro dotierte Hauptpreis ging – zum ersten Mal in der 30-jährigen Geschichte des Preises – an ein Wohnbauprojekt in Amsterdam. NL architects und XVW Architectuur haben einen Plattenbau aus den 1960er Jahren vor dem Abriss gerettet, beispielhaft saniert und aufgewertet: Der massive 400 m lange Betonbau blieb erhalten, ebenso die Wohnungen mit den ursprünglichen Grundrissen von rund 55 m2. Ziel war, dass die künftigen Bewohner ihre Apartments selbst kostengünstig ausbauen bzw. auch mehrere Wohnungen zusammenlegen konnten – je nach vorhandenem Budget. Mit diesem Konzept wurden verschiedene Zielgruppen angesprochen. Das Projekt De Flat Kleiburg wurde von der Jury mit der Zuschreibung "gewöhnlich und heldenhaft zugleich" gelobt.

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Landmark an einer Einfahrtsstraße nach Brüssel: Die prämierten Sozialwohnungen von den belgischen Architektenteams MSA und V+. Foto: © Serge Brison

Nachwuchspreis an Sozialen Wohnbau

Der Nachwuchspreis geht an einen sozialen Wohnungsbau mit Sozialwohnungen für kinderreiche und einkommensschwächere Familien vom Büro MSA und V+ in Brüssel. Beide Gewinnerprojekte bieten neue Antworten auf die veränderten Lebensstile des 21. Jahrhunderts. "Die Hinwendung zum sozialen Wohnbau, aber auch zum Thema Umbau und Weiterbau des Bestandes setzt ein klares Zeichen für eine Reorientierung der Architektur in Richtung einer gebauten Verteilungsgerechtigkeit und des Haushaltens mit Ressourcen", sagt Angelika Fitz, Direktorin des Az W, bei der Eröffnung der Ausstellung.

Wie man künftig mit Großwohnbauten aus der Nachkriegsmoderne, die in die Jahre gekommen sind und dringend sozial, funktional und technisch erneuert werden müssen, umgeht, ist auch hier in Österreich bereits Thema. "Die AzW-Ausstellung ist dahingehend eine Ermutigung, neue Modelle wie Kleiburg auszuprobieren", so Fitz.

Ausstellung im Az W

Die Wanderausstellung "Europas Beste Bauten" zeigt jene 40 Projekte, die die Jury aus insgesamt 355 Projekten aus 36 europäischen Ländern ausgewählt hat, sowie 18 Nominierungen mit österreichischer Beteiligung. Unter den fünf Finalisten findet sich mit der Gedenkstätte Mémorial du Camp de Rivesaltes in Frankreich von Architekt Rudy Ricciotti ein weiteres sehr beeindruckendes Bauwerk aus Beton.
Die Ausstellung ist bis zum 22. Oktober 2018 täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr im Az W zu sehen.
Infos unter www.azw.at.

Allgemeine Infos zum Mies van der Rohe Award finden Sie unter www.miesarch.com.

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