Der Wohnbau in Österreich befindet sich trotz Krise immer noch auf hohem Niveau. Für 2021 wird, vor allem dank guter Konjunkturlage im Wohnbau, sogar eine umfassende Erholung der Baubranche prognostiziert. Gleichzeitig befindet sich die Wohnbauförderung in Österreich in den letzten Jahren im Sinkflug. Für den Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB), Gernot Brandweiner, ein Signal, über innovative Möglichkeiten bei der Schaffung von leistbarem Wohnraum zu diskutieren: "Insbesondere das Bauen mit seriell gefertigten Bauelementen, die auch in Zukunft im Baukreislauf gehalten werden können, sind ein Ansporn, leistbaren und dennoch qualitativ hochwertigen Wohnraum zu errichten. Hier können vorgefertigte Betonbauteile einen wesentlichen Beitrag leisten", so Brandweiner. Der VÖB sammelt in diesem Bereich aktuell Erfahrungen, international aus Deutschland und Dänemark, aber auch aus Österreich.

Der Wohnbau bleibt nach wie vor der Motor der österreichischen Baubranche. Obwohl laut WKO-Fachverband Steine-Keramik die Zahl der Bewilligungen in diesem Jahr infolge der Corona-Krise um rund 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sinken wird, erwartet der Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB) für 2021 eine Erholung der Branche im Wohnbausegment auf das Vor-Corona-Niveau. Dazu trägt insbesondere die weiterhin hohe Nachfrage nach dem Wohnraum in den Ballungsräumen bei. Gleichzeitig sind die Investitionen in die Wohnbauförderung weiterhin rückläufig: 2019 belief sich die Wohnbauförderung in Österreich laut Angaben des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW) erstmals auf weniger als 2 Milliarden Euro. In Wien lag die Wohnbauförderung 2019 mit 399 Millionen um 24 Prozent niedriger als im bisherigen Zehnjahresschnitt. "Die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum stellt die österreichische Betonfertigteil-Branche vor die Herausforderung, innovative Wege zu prüfen, die künftig die Baukosten von Bauprojekten senken, aber gleichzeitig die höchsten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards bei deren Errichtung und im Betrieb einhalten. Das serielle Bauen mit vorgefertigten Bauteilen kann einen bedeutenden Vorsprung im Vergleich zur traditionellen Bauweise bringen. Hohe Qualität, Verkürzung der Bauzeit und zukünftig eine Wiederverwendung von Fertigteilen sind hier wichtige Faktoren, um in Zukunft noch mehr leistbaren und nachhaltigen Wohnraum in Österreich zu schaffen", so Gernot Brandweiner, VÖB Geschäftsführer.

Serielles Bauen ermöglicht Flexibilität

Der VÖB holt sich im Bereich serielles Bauen in der Kreislaufwirtschaft auch internationale Erfahrung und Expertise, konkret aus Deutschland und Dänemark. So wurde in Deutschland im Mai 2018 im Rahmen einer Wohnungsbau-Offensive der deutschen Bundesregierung eine Rahmenvereinbarung über serielles und modulares Bauen beschlossen. "Bis heute sind rund 1.200 Wohnungen entstanden, weitere 1.200 befinden sich in der Abschlussphase. Bis 2023 werden im Rahmen dieser Initiative bis zu 4.000 Wohnungen entstehen. Das serielle bzw. modulare Bauen konnte dabei die Kriterien der Qualität, des zugesagten Kostenrahmens und Termine durchaus einhalten. Zudem wurde die Nachbarschaft wenig belastet und ein schneller Bezug nach Fertigstellung war auch möglich", erklärt Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der an dieser Initiative federführend beteiligt ist.

Zirkuläres Bauen als Zukunft des leistbaren Wohnbaus

Eine Wohnanlage mit 60 Sozialwohnungen im dänischen Aarhus gilt als das erste gemeinnützige Wohnbauprojekt in Dänemark, das nach Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ("Circle House") errichtet wird. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2022 geplant. Die Bautypologie besteht aus zwei- bis dreistöckigen Reihenhäusern sowie fünfstöckigen Bautürmen, die mit Hilfe von sechs verschiedenen Fertigteilelementen aus Beton gebaut werden. „Das deklarierte Ziel des Circle House ist, 90 Prozent der verwendeten Bauteile ohne Wertverlust wiederverwenden zu können“, erklärt Casper Østergaard Christensen, Architekt in der Innovationsunit GXN des Kopenhagener Architekturbüros 3XN und Experte für das Bauen in der Kreislaufwirtschaft. Das Büro war zusammen mit zwei anderen an der Projektplanung beteiligt. "Die im Pilot-Projekt verwendeten Bauteile wurden u. a. mit einem RFID-Chip versehen. Der Chip selbst funktioniert wie ein Barcode. Beim Scannen wird man zu einer Reihe von Informationen über die Bauweise und die Zusammensetzung des betreffenden Bauteils geführt, die in einer Cloud gespeichert sind", so Østergaard Christensen.

Wenn das zirkuläre Bauen künftig auch in Österreich Fuß fassen sollte, wird es laut VÖB Geschäftsführer Brandweiner notwendig sein, u. a. die traditionellen Geschäftsmodelle in der Baubranche neu zu denken. "Ein möglicher Impuls könnte sein, künftig die Wiederverwendung von Bauteilen zu fördern. Das wäre nur ein Aspekt, um das Bauen auch in Zukunft nachhaltiger, effizienter und kostengünstiger zu machen und dabei auch attraktive Arbeitsplätze zu schaffen", so Brandweiner abschließend.

Expertenforum zum seriellen Bauen in der Kreislaufwirtschaft

Diese und weitere Themen wurden in einem im Oktober vom VÖB zusammen mit der Vereinigung Österreichischer Zementindustrie (VÖZ) und der Peikko Austria GmbH veranstalteten Expertenforum Beton diskutiert. Daran nahm neben den genannten Expertinnen und Experten aus Deutschland und Dänemark auch der österreichische Planer Robert Korab, Geschäftsführer des Büros für Städtebau und Raumplanung "raum und kommunikation", teil, der über spezielle Anforderungen an Projektentwicklung und Planungsprozess beim seriellen Bauen referierte. Die Architektin Bettina Götz, Professorin für Entwerfen und Baukonstruktion an der Universität der Künste in Berlin, sprach über die Themenfelder Vorfertigung, Serie und Standard beim seriellen Bauen. Der Zivilingenieur für Bauwesen Hans Spreitzer ging in seinem Vortrag auf ausgewählte Aspekte des Fertigteilbaus, insbesondere Doppelwände und Hohldielen, ein. Bernd Huber vom Betonwerk Oberndorfer referierte über zukünftige Herausforderungen bei der Produktion von vorgefertigten Betonbauteilen. Das heuer als Webinar organisierte Expertenforum Beton versammelte zwischen 90 und 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Österreich und dem deutschsprachigen Ausland.

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Fotos (Abdruck honorarfrei) zur Presseaussendung können Sie hier herunterladen:

Foto 1: Gernot Brandweiner, Geschäftsführer des VÖB © Andi Bruckner
Foto 2: Ingeborg Esser, Hauptgeschäftsführerin GdW © GdW
Foto 3: Casper Østergaard Christensen, Architekturbüro 3XN Kopenhagen © 3XN/GXN
Foto 4: Prototyp eines Circle House in Aarhus, Dänemark © Tom Jersø

Der 1956 in Wien gegründete Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB), mit derzeit 70 Mitgliedsbetrieben, versteht sich nicht nur als Interessensvertretung, sondern auch als Wissens- und Informationsplattform für die gesamte Branche. Als unabhängiger Wirtschaftsverband nimmt er seine Rolle als Mitgestalter der branchenrelevanten Rahmenbedingungen sehr ernst. Europaweite Vernetzung ist die Basis für das breite Tätigkeitsfeld des VÖB, das die Themen Technik und Normung genauso abdeckt wie die Bereiche Aus- und Weiterbildung, Qualität und Service. Die österreichischen Beton- und Fertigteilwerke erwirtschaften jährlich ein Umsatzvolumen von über 700 Millionen Euro und beschäftigen mehr als 4.000 Mitarbeiter in rund 100 Betrieben. Damit zählt dieser Industriezweig mit seinem überaus breit gefächerten Produktportfolio zu den bedeutendsten Branchen im Baubereich. Mehr Informationen unter www.voeb.com und im VÖB Beton Blog blog.voeb.com.

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Nedad Memić
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