Klima, Bauforschung, Wirtschaft: Nur wenn die Bauforschung für den Neubau und die Modernisierung von Gebäuden weiterhin zukunftsweisende Strategien entwickelt und zügig umsetzt, kann ein nachhaltiger Beitrag zum Erreichen des EU Klimafahrplans bis 2050 geleistet werden, waren sich Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb und Prof. Dr.-Ing. Thomas Lützkendorf einig. Gemeinsam mit Ass. Prof. DI Dr. Alexander Passer, MSc von der TU Graz sprachen sie mit DI Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, und Anton Comelli, Gesellschafter der Comelli Ziegel GmbH, über die Anforderungen des Klimaschutzes an zukünftige Bauwerke.

Univ.-Prof. Helga Kromp-Kolb fordert Netto-Null-Emission bei Gebäuden

Im Rahmen eines Pressefrühstücks im Vorfeld der SBE 2019 unterstrich die führende österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb die Wichtigkeit des raschen Handelns in allen Bereichen des Klimaschutzes aufgrund des jüngsten UNO-Klimareports. Schon jetzt müssten Gebäude so gebaut werden, dass sie den zukünftigen klimatischen Anforderungen und Reduktionszielen gerecht werden, meinte Kromp-Kolb und verwies auf die 17 Sustainable Development Goals der UNO. Aufgrund der komplexen Problemstellung des Klimawandels reichten auch im Gebäudesektor keine Einzelmaßnahmen, sondern es müsse laut Kromp-Kolb an allen Schrauben gleichzeitig gedreht werden.

Der an der TU Graz forschende Professor Passer brachte es in diesem Zusammenhang klar auf den Punkt: "Unser Ziel muss es sein, der Nachwelt Bauwerke nicht als Altlast, sondern als Kapital zu hinterlassen. Die Langfristigkeit der Investitionen erfordert ein Umdenken, das viel stärker Lebenszyklusaspekte berücksichtigt. Hier sind sowohl betriebsbedingte Emissionen als auch die Grauen Emissionen der Bauwerke zu berücksichtigen. Darüber hinaus sind die zu erwartenden geänderten Rahmenbedingungen aufgrund des Klimawandels mitzudenken. Nur dann erreichen wir echte Netto-Null-Emissionen. Diese erfordern jedoch ein Nachschärfen aktueller Rahmenbedingungen."

Praxistaugliche Ziele für die Produktentwicklung und Gebäudeplanung

"Die Umsetzung von Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung und insbesondere das Erreichen von Klimaschutzzielen erfordert klare Rahmenbedingungen, eindeutige Zuständigkeiten sowie die Handlungsbereitschaft aller Akteure der Baustoff-, Bau- und Immobilienwirtschaft. Die globalen Anforderungen müssen nun möglichst schnell in konkrete sowie praxistaugliche Ziele für Produktentwicklung und Gebäudeplanung übergeführt werden. Die Wissenschaft muss hierbei die Politik beraten und die Industrie unterstützen sowie auch die Grundlagen, Hilfsmittel und Lösungsansätze zur Verfügung stellen. Das Erreichen der Ziele innerhalb vorgegebener Rahmenbedingungen liegt dann in der Verantwortung der involvierten Akteure", meinte etwa Professor Lützkendorf vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Obmann im Deutschen Institut für Normung (DIN).

Gebäude als Micro Energy-Hubs

"Im Energiesystem der Zukunft verschwimmt durch die Digitalisierung die historische Trennung zwischen Bereitstellung und Verwendung von Energie immer mehr. Gebäude der Zukunft werden nicht nur höchsten energetischen Standards entsprechen, sondern übernehmen eine aktive Rolle bei der Bereitstellung und Speicherung von Energie. Die Thermische Bauteilaktivierung macht dabei beispielsweise Gebäude zu Micro Energy-Hubs", erläuterte dabei DI Spaun das System der Bauteilaktivierung als eine zukunftsweisende Technologie, die von der österreichischen Zementindustrie als Beitrag zum Klimaschutz weiterentwickelt wurde.

Regionale Produktion als Schlüssel für die Nachhaltigkeit

Anton Comelli, Gesellschafter von Comelli-Ziegel, unterstrich im Zuge der Diskussion, dass neben einer entsprechenden Forschung an neuen Gebäudekomponenten auch die regionale Produktion nachhaltiger Baustoffe von wesentlicher Bedeutung sei. Kurze Transportwege und Baustoffe, die ohne Emissionen vollständig rezyklierbar sind, leisten einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz, so Comelli.

pdfSBE19 Graz D-A-CH Conference 138.82 KB

Im Vorfeld der SBE 2019 wurde im Rahmen eines Pressfrühstücks an der TU Graz das Thema "Der Baubereich im Klimawandel – vom Verursacher zum Retter?" diskutiert. Die Bilder können Sie hier herunterladen:

Rückfragehinweis

DI Dr. Reinhold Lindner
Sprecher Nachhaltigkeitsplattform FVSTK
Magnesitstraße 1
3500 Krems
Telefon/Fax: +43 2732/74719
Mobil: +43 664/1453321
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

­