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Professor am Wegener Center für Klima und globalen Wandel an der Universität Graz, und Berater des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung
  Sebastian Spaun, Geschäftsführer VÖZSebastian Spaun
Geschäftsführer VÖZ


Die Strom- und Energiekosten bedrohen Österreichs Wohlstand.

Wenn auch die COP27, die Klimakonferenz der Vereinten Nationen, nicht den erwünschten Erfolg gebracht hat, ist und bleibt das Thema Klimaschutz brisant und mit dringendem Handlungsbedarf verknüpft. Umweltökonom Stefan Schleicher, Professor am Wegener Center für Klima und globalen Wandel an der Universität Graz, und Berater des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung, Wifo, fordert ein dringendes Umdenken: „Wären die Gebäude heute dort, wo sie laut Regierungsprogramm 2040 sein sollen, dann wäre Wohnen leichter leistbar, eine energiegetriebene Inflation unbekannt und kalte Räume wegen unterbrochener Gaslieferungen keine Bedrohung.“ Die Strom- und Energiekosten werden zur geopolitischen Waffe und bedrohen den Wohlstand. Auf Basis der EU-Notfallmaßnahmenverordnung und als Reaktion auf die hohen Energiepreise liegt nun ein Entwurf zum Stromverbrauchs-Reduktionsgesetz vor. Ziel dieses Bundesgesetzes ist es, den Stromverbrauch in Spitzenzeiten um mindestens rund fünf Prozent zu reduzieren. Damit sollen die Strompreise gesenkt, der Einsatz von fossilen Brennstoffen reduziert und der Verbrauch besser an die Belastung der Stromnetze angepasst werden. Investitionen in netzfreundliches Verhalten werden mit diesem Gesetzesentwurf belohnt.

„Wir begrüßen diesen wichtigen Beitrag zur Energiewende, gleichzeitig mahnen wir aber den dringend notwendigen Ausbau der Stromnetze als Voraussetzung für die Transformation zur Klimaneutralität ein.“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ. Die Zementindustrie kann auf mehreren Ebenen entscheidend beitrage: „Einerseits evaluieren wir bereits die Potenziale zur Stromverbrauchs-Reduktion in Spitzenzeiten und andererseits macht die Aktivierung von Betonbauteilen Gebäude netzflexibel. Dieses Potenzial hat die VÖZ bereits vor 15 Jahren erkannt und durch langjährige Forschung und Innovation zur Bauteilaktivierung entscheidend zu dessen Hebung beigetragen“, so Spaun. Die Deckung des Energiebedarfs für die Raumwärme und -kälte kann mithilfe des Energiespeichers Beton in jene Zeiten verschoben werden, wenn viel erneuerbare Energie im Netz vorhanden ist, dadurch wird der Energiebedarf in Zeiten geringer erneuerbarer Energieerzeugung deutlich abgesenkt, gleichzeitig werden Stromspitzen im Netz geglättet (Peak Shaving). Aktuelle Vorzeigeprojekte wie der Bildungscampus Liselotte-Hansen-Schmidt, die Wohnbebauung in der Käthe-Dorsch-Gasse oder das Projekt „Volkshilfe Hafen“ zeigen, wie das System in der Praxis vorbildlich funktioniert – ohne fossile Energie. Beton ist der Baustoff, der durch seine Speicherfähigkeit Heizen und Kühlen mit erneuerbarer Energie ermöglicht.

Umsetzung der Ziele

Im internationalen Vergleich ist die österreichische Zementindustrie in puncto CO2-effizienter Produktion schon heute Vorreiter. Lange bevor das Thema weltweit in den Fokus rückte, investierten die Betriebe der österreichischen Zementindustrie bereits kräftig in neue Technologien, in den Umwelt- und Klimaschutz und in die Reduktion der CO2-Emissionen, um die Herstellung von Zementen und Betonen energie- und ressourcenschonend zu ermöglichen.

Der druckfrische Lagebericht der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, das „ZementDokument“, zeigt das Engagement der heimischen Zementwerke und ist zugleich die Grundlage für die Umsetzung der Ziele, die sich die österreichische Zementindustrie in ihrer Roadmap auf dem Weg zur CO2-Neutralität gesteckt hat. Die einzelnen Kapitel beleuchten Eckpfeiler und Hebel der Roadmap: Klinkerherstellung, Zement & Beton, Strom & Transport, Carbonatisierung, CCUS (Abscheidung, Nutzung und Speicherung von CO2) sowie die Betonbauweise. Anhand konkreter Beispiele werden Aktivitäten zu Emissionsreduktion, Nutzung erneuerbarer Energie, Bürgerbeteiligung, Forschung, Renaturierung oder Arbeitssicherheit greifbar. Im Kapitel „Betonbauweise“ wird auch auf die Aktivierung von Betonbauteilen eingegangen, eine einfache und geniale Möglichkeit, Energieangebot und Energienachfrage zeitlich zu verschieben und so möglichst viel erneuerbare Energie zu nutzen und gleichzeitig die Stromnetze zu entlasten.

Umweltökonom Schleicher plädiert an die Politik: „Zement könnte eine Senke für CO2-Emissionen werden. Entscheidend wird die Verfügbarkeit von Wasserstoff werden. Am konkretesten sind die Pläne, bis 2030 Elektrizität bilanziell nur aus Erneuerbaren bereitzustellen. Dafür müsste aber ab jetzt jede fünfte Minute eine PV-Anlage, jeden zweiten Tag eine Windturbine und jedes zweite Jahr ein Wasserkraftwerk von der Dimension der zuletzt gebauten Donaustufe entstehen. Elektrizität macht jedoch nur ein Fünftel des aktuellen Energieverbrauchs in Österreich aus, der wiederum bis 2030 um mindestens ein Viertel abzusenken wäre, wenn das im Regierungsprogramm festgehaltene Ziel von Klimaneutralität bis 2040 erreichbar bleiben soll.“

Download ZementDokument: ZementDok

 

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Rückfragen

Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie
DI Claudia Dankl
TU Wien Science Center
Franz-Grill-Straße 9, O 214, 1030 Wien
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www.zement.at

 

 

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