Grafik Treibhausgaspotenzial 2020 Das Schwammstadtprinzip auf dem Johann-Nepomuk-Vogl-Platz in Wien-Währing. Foto: DI Karl Grimm

 

Insbesondere in urbanen Räumen gilt es, in Zukunft auf Flächenentsiegelung und mehr Bäume zu setzen. Dabei können ausgerechnet versickerungsfähige Oberflächen mit Betonpflastersteinen helfen, das Regenwasser lokal zu speichern und zur Bewässerung von Bäumen und anderen Grünflächen zu nutzen.

Immer häufigere Extremwetter-Ereignisse und längere Hitzeperioden machen sich besonders in Österreichs Städten bemerkbar. Eine wichtige Strategie in der Bekämpfung von Klimawandelfolgen besteht darin, das Regenwasser vor Ort zu halten und versickern zu lassen, um zur Grundwasserneubildung beizutragen und dieses auch zur Bewässerung von städtischen Grünflächen, besonders Bäumen, zu nutzen. Damit trägt man zu einer teilweisen Entsiegelung von befestigten Oberflächen im urbanen Raum bei. Dafür eigenen sich insbesondere versickerungsfähige Oberflächen mit Betonpflastersteinen und -platten.

„Sie besitzen einerseits helle Oberflächen, die im Unterschied zu dunklen Oberflächen die Temperaturen angenehmer halten.
Andererseits bietet die Betonsteinverlegung mit wasserdurchlässiger Fuge die Möglichkeit, Straßen und Plätze nach dem sogenannten Schwammstadtprinzip zu gestalten“, 
sagt Anton Glasmaier, Vorstandsvorsitzender von Beton Dialog Österreich und Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke.

Anton Glasmaier Anton Glasmaier.
Foto: Stefan Seelig/BDÖ
 

 

Hilfe für Bäume beim Anwachsen

Beim Schwammstadtprinzip für Bäume wird das Regenwasser von der Straße bzw. von einem Platz in den Wurzelraum von Bäumen geleitet und hilft ihnen direkt beim Anwachsen. Dieses innovative System ermöglicht eine gute Entwicklung großkroniger Bäume in befestigten Flächen, indem es unterirdisch die Wasser- und die Luftversorgung der Baumwurzeln sicherstellt.

„Das Schwammstadtprinzip legt den Fokus der Klimawandelanpassung im urbanen Raum auf den Stadtbaum als effektives Mittel gegen die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere zur Eindämmung von urbanen Hitzeinseln. Der Wurzelraum von Stadtbäumen wird dabei erheblich erweitert, was zu ihrer Vitalität und Lebensdauer beiträgt“,
erklärt Karl Grimm, Ingenieurkonsulent für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur.

 

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Der neugestaltete Platz in Attnang-Puchheim. Foto: derfritz

 

Schwammstadt in der Praxis

Zusammen mit anderen Landschaftsarchitekten ist Grimm Teil des 2018 gegründeten Arbeitskreises Schwammstadt. Zwei Pilotprojekte nach dem Schwammstadtprinzip, die in den vergangenen Jahren von Mitgliedern des Arbeitskreises entworfen wurden, waren u. a. die Neugestaltung des Johann-Nepomuk-Vogl-Platzes in Wien-Währing sowie der zwei zentralen Plätze im oberösterreichischen Attnang-Puchheim, das mittlerweile als „erste Schwammstadt“ Oberösterreichs gilt. Am Johann-Nepomuk-Vogl-Platz in Wien wird das Regenwasser von der Oberfläche und von den Dächern der umgebenden Marktstände nach dem Prinzip der Schwammstadt in den Wurzelraum der Bäume geleitet und dort gespeichert. Die Bäume auf dem Platz können sich so aus dem gespeicherten Regenwasser selbst versorgen, insbesondere während der immer heißeren Sommertage. Aktuell wird ein weiteres Schwammstadtprojekt mit Betonpflastersteinen am Elisabeth-Sundt-Platz im Stadtentwicklungsgebiet Neues Landgut in Wien-Favoriten umgesetzt.

„Die klimafitte Gestaltung von urbanen Straßen und Plätzen nach dem Schwammstadtprinzip fasst in Österreich immer mehr Fuß. Hier können Pflastersteine und -platten aus Beton auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen: einerseits durch ihre Verlegung mit versickerungsfähiger Fuge und andererseits durch ihre Wiederverwendung. Denn sie können auch nach vierzig oder fünfzig Jahren problemlos ausgebaut, auf ihre Leistung geprüft und wieder eingebaut werden. Ein weiterer wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit“, sagt Glasmaier.

 

Mehr über das Schwammstadtprinzip für Bäume: https://www.schwammstadt.at/

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