Mit viel Liebe zum Detail hat der Architekt Ricardo Bofill Spaniens älteste Zementfabrik zu einem kreativen Designzentrum umgebaut. Viele alte Strukturen blieben erhalten und ergeben mit dem wohnlichen Flair eine ästhetische Komposition.
Märchenhaftes Zementwerk in Spanien (© Ricardo Bofill/Lluis Carbonell) |
Als Ricardo Bofill Anfang der 70er Jahre auf das still gelegte Zementwerk in der katalonischen Gemeinde Sant Just Desvern, 10 km westlich von Barcelona, stieß, war er fasziniert von dem skulpturalen Charakter der Anlage. Er wollte das strenge Verhältnis von Form und Funktion aufbrechen und neu interpretieren. Silos, Schornsteine, ein vier Kilometer langes Tunnelnetz im Untergrund, Maschinenräume, alles war in gutem Zustand. Das rohe Äußere sollte behutsam zu einem Kunstwerk umgestaltet werden. Vor dem Aufbau stand aber zuerst der Abriss – eineinhalb Jahre lang dauerten die Grobarbeiten, bei denen die Betongemäuer aus der Zeit des 1. Weltkriegs mit Presslufthammer und Dynamit abgetragen wurden. Ähnlich wie bei einer Skulptur wurde die Fabrik von allem Überflüssigen befreit, um so die Schönheit von versteckten Formen und verborgenen Räumen freizulegen. Die enorm großen Silos wurden zum lichtdurchfluteten Studioloft, Bofills kreativem Arbeitsbereich. Die große Fabrikhalle ist eine Art Kathedrale, die als Konferenz- und Ausstellungsraum dient. Im Außenbereich wurden Pflanzen gesetzt, die Wände und Dächer erklettern sollten, um dem Gebäude ein natürliches Fundament zu verleihen. Hier ist in den letzten Jahrzehnten eine grüne Oase entstanden, die "The Gardens" genannt wird. Bofill ist ein funktionaler Mensch, er mag keinen Luxus. "Häuslich, monumental, brutalistisch und konzeptionell", so beschreibt er sein Eigenheim. Mit 77 Jahren entwickelt er nach wie vor die abstraktesten Ideen und sieht "La Fábrica" ähnlich wie sein Leben: als immer fortschreitendes Projekt.